Noel Kempff Mercado
30 07 2011Vor 2 Wochen hab ich noch gesagt “Die 5 Tage im Dschungel waren zwar schön und aufregend, aber nochmal muss des ned sein!” Tja und dann erzählen mir Zia und Graeme, dass sie in DEN Nationalpark wollen. Es ist einer der ab gelegensten Parks in Bolivien, der Bus fährt nur einmal pro Woche, deswegen verirren sich nur selten Touristen nach La Florida. Organisierte Touren von Santa Cruz aus sind nicht wirklich bezahlbar (800 – 1000$ für 5 Tage) und die Liste über Tiere, die man im Park sehen kann ist 6 Seiten lang. Der Park besteht Großteils aus nem riesigen Tafelberg/Hochebene, mit ner Mischung aus Dschungel und Pampa. Also hab ich ganz schnell verdrängt, dass ich vom Dschungel genug hab und hab ganz laut geschrien “Oh, da komm ich mit!!”
Also gings von Santa Cruz aus mim Bus nach San Ignacio und von da aua am Sonntag weiter nach la Florida. Normalerweise dauert die Busfahrt nach La Florida nur knapp 9 Stunden, aber unser Bus hat in nem kleinen Dorf mal kurz 2 Stunden Zwangspause gemacht und nen neuen Reifen auf die Felge aufgezogen. Also sind wir wirklich mitten in der Nacht an La Florida angekommen, nem Dorf in dem nur 37 Familien wohnen und der Strom nur nach Bedarf eingeschalten wird. Am Montag Früh ist dann der Oberguide zu uns gekommen und wir haben abgeklärt wie wann und für wie lange wir den Park unsicher machen. Nachdem Zia und Graeme genauso gut spanisch sprechen wie ich, hat des Ganze zwar a bissal gedauert, aber irgendwann stand dann fest: wir fahren morgen mim Jeep in den Park, is zwar teurer aber 35km bis zum Eingang laufen, oder mim Radl fahren (was nur n bisschen billiger als der Jeep wär) muss in der Hitze ned sein. Dann wolln wir 5 Tage im Park bleiben und zum Schluss dann noch einen Tag mim Kanu aufm Fluss paddeln, um Riesenotter zu sehen. Und Gott sei Dank haben wir uns in Santa Cruz schon mit genug Essen eingedeckt, weil man hier mal gar nix kaufen kann, noch nicht mal Brot.
Also gings am Dienstag früh los, in Richtung Los Fierros, die alte Rangerstation, die vor n paar Jahren auch noch als Hostal im Park genutzt wurde, jetzt aber so langsam vor sich hingammelt. Und dann nochmal ne Stunde weiter, in die Nähe von La Meseta dem Hochplateau. Bis zu unserem ersten Camp warens dann noch ca 2 Stunden zu Fuß durch n Dschungel. Verdammt warm und schwül und natürlich sehr grün . Wir waren noch keine 10 Minuten im Camp, da sind wir auch schon von den ersten Bienen begrüßt worden. Aber wir ham ja schon gewusst, dass die Bienen hier im Park von Schweiß, oder besser gesagt von dem Salz im Schweiß magisch angezogen werden. Aber nachdem die Bienen nur Stecknadelkopf groß waren, dachten wir “Is zwar nervig (weil sie permanent ins Auge fliegen) aber jetzt a ned so schlimm!” Aber des war erst der Anfang. Mit der Zeit wurden die Biene immer größer, bis sie dann “normalgroß” waren und auch von schwarz über gelb über gestreift war alles vertreten. Zum Schluss waren dann 7 oder 8 verschiedene Arten von Bienen da und dann von jeder Art locker 200 Stück. Des ergibt mal sauber, ned nur in der Summ-Lautstärke sondern vor allem auf der Nervig-Skala. Also sind wir nachm Mittagessen ausm Camp geflohen und schon mal aufn Berg raufgeklettert, um die Aussicht zu genießen. Und die war echt gigantisch!!!! Und weils dann schon langsam aufn Abend zuging waren massenweise Papageis unterwegs. So toll.
nachdem hier so oft Autos vorbeikommen lohnt sich ne Brücke anscheinend ned
Und bis wir dann wieder im Camp waren wars dann auch dunkel und keine Sonne heißt auch keine Bienen und wir hatten nen gemütlichen Abend am Lagerfeuer. Die Hauptbeschäftigung da war die Zeckensuche am Körper, die gibts im Park nämlich auch massenweise und wieder in allen möglichen Größen. Von so winzig wie n Sandkorn über mittelgroß und normalgroß is da alles dabei. Ich hab “nur” 8 Stück gehabt, Zia hat mit 137 den Tagesrekord aufgestellt. Am nächsten Tag war der Plan mit Sack und Pack wieder rauf aufs Plateau und ca 2 Stunden über die Ebene zum nächsten Camp. Und weil wir a) keine Lust hatten in der größten Hitze unsre Rucksäcke raufzuschleppen und b) wenn möglich ohne Bienen Frühstücken wollen war um 6 Uhr aufstehen angesagt.
Aber die Bienen sind auch Frühaufsteher und aus dem ruhigen Frühstück is nix geworden. Aber auch Schmetterlinge finden Salz sehr verlockend und waren in der Früh gut vertreten und ham sich ihren Anteil aus den Rucksackgurten geholt.
Und dann gings ne Stunde lang mit schwerem Rucksack an Berg nauf. Auch wenn ichs Rucksacktragen jetzt langsam gewohnt bin war ich doch froh als ich oben war. Unterwegs ham wir ne kleine Klapperschlange getroffen, die sich einfach mal mitten in Weg gelegt hat und uns ned wirklich vorbeilassen wollt. Ich wollt sie dann mit nem Stecken davon überzeugen, dass sie sich bitte weiterbewegen soll, des hat aber erst mal ned wirklich funktioniert und nur hat nur dazu geführt, dass sie in Angriffsstellung gegangen ist und mim Schwanz geklappert hat. Aber nach weiteren Überzeugungsversuchen (n Stein vor die Nase gekugelt und nochmal mim Stecker geärgert) hat sie sich dann doch verabschiedet. Und jetzt weiß ich auch, dass Babyschlangen genauso giftig sind wie die Ausgewachsenen und bei der Schlange hätt ich immerhin nach nem Biss noch gut ne Stunde zu leben gehabt. Gut dass ich des no ned gewusst hab als ich den Stecker aufgehoben hab.
Und dann gings 2 Stunden lang durch afrikanische Savanne. Hat jedenfalls so ausgeschaut und es hätt keinen von uns gewundert, wenn auf einmal Elefanten oder Giraffen aufgetaucht wären. Gab dann aber “nur” Rehe zu sehen.
Im Camp hatten wir dann für gut ne Stunde Ruhe bevor die Bienen aufgetaucht sind und uns des Leben wieder zu Hölle gemacht haben. Man kann nix anfassen ohne dass ned schon ne Biene dransitzt. Sie lecken dir Salz von den Händen und vom Gesicht, krabbeln unter die Klamotten, kriegen da dann natürlich Panik und stechen. Wenn man irgendwas ausm Rucksack braucht überlegt man es sich mindestens zweimal ob man da wirklich hingeht und den Reißverschluss aufmacht, weil mindestens 30 Bienen auf dem Rucksack rumkrabbeln. Die Plastiktüten mit Essen sind auch sehr begehrt, aber nicht wegen dem Essen sondern weil sie durchs anfassen auch kleine Mengen an Salz abgekriegt haben. Und wenn man seine Klamotten im Fluss gewaschen hat und dann zum trocknen aufhängt, dann dauert des keine fünf Minuten und die Sachen werden von diversen Bienen und Schmetterlingen als Trinkstation genutzt. Man kommt sich vor als würd man in nem Bienenstock wohnen, ständig krabbelt irgendwas irgendwo an einem rum, wenns keine Biene is, dann sinds Zecken oder auch mal der ein odere andere Mosquito.
Am Nachmittag sind wir wieder ausm Camp geflüchtet und zu nem Naturpool gegangen. Kaltes, kristallklares Wasser, fast keine Bienen (jedenfalls am Anfang ned) und die Fische im Pool ham einen nur dann angeknabbert wenn man sich zu lange ned bewegt hat. Aber nach ner Stunde sind uns die Bienen, Ameisen und Sandfliegen hier auch wieder auf die Nerven gegangen und wir ham die Stellung aufgegeben.
Auf dem Weg zum Pool sind wir an den Resten von nem Flugzeug und nem Moped vorbeigekommen, die den Koks-Bauern gehört haben. Hier in der Gegend waren oder sind nämlich etliche Kokain-Labore versteckt und beliefern ganz Bolivien mit Koks. Der Wissenschaftler (?) Noel Kempff Mercado, nach dem der Park benannt ist, wurde im Park ermordet nachdem er zufällig so n Labor gefunden hat, was den Laborbetreibern natürlich gar ned gefallen hat.
Reste von nem (Kokain)Flugzeug
Die restlichen 2 1/2 Stunden bis zur Bienenschlafenszeit wollten wir eigentlich auf einem der Dschungel-Wege rumbringen, aber nach n paar 100m hat der Weg einfach mal aufgehört. Nachdem nicht viele Leute hierherkommen werden die Wege hier nicht mehr gepflegt und sind natürlich in Null Komma nix zu gewuchert. Also wieder zurück ins Camp und im Zelt verstecken, is zwar warm aber wenigstens Bienenfrei. Meine Tagesausbeute heute: 4 Zecken und 2 Bienenstiche
Am nächsten Tag sind wir wieder von diesem schönen, lauten summen aufgeweckt worden und es wollte keiner so wirklich ausm Zelt raus. Aber man kann sich ja schlecht den ganzen Tag im Zelt verstecken, also sind wir irgendwann doch aufgestanden ham versucht unser Frühstück zu essen und sind dann so schnell wie möglich losgestartet. Dschungelwanderung. Und da es ja keine Wege mehr gibt wurden die Wege eben mit Machete selber gemacht. Dummerweise flüchten aber alle Tiere wenn man hackenderweise durch den Wald läuft. Haben also leider außer n paar Vögeln leider nix gesehen.
Baum mit eingebauten “du kommst hier ned rauf”
Bau von nem Gürteltier (es war aber leider no kein Gürtel fertig)
Als wir mittags dann wieder ins Camp zurück sind war es überraschend ruhig und fast Bienenfrei. Es war zu windig für die Quälgeister. Man glaubt gar ned wie entspannend des sein kann, sich mit seinem Essen einfach irgendwo hinzusetzen ohne dass man von Bienen belagert wird. Himmlisch!!!! Um halb 4 gings dann Richtung Felskante zum Sonnenuntergang schaun.
Tagesausbeute heute: 20 Zecken aber dafür keinen neuen Bienenstich (aber nen dicken Finger von dem Stich gestern)
Am Freitag wieder von dem mittlerweile verhassten summen geweckt worden. Irgendwie werden des jeden Tag mehr Bienen. So schnell wie möglich gefrühstückt und die Sachen zusammengepackt, weils heute wieder nach unten in den Dschungel geht. Also wieder 2 Stunden durch die Savanne und dann noch ne Stunde den Berg runter zurück zum ersten Camp.
Dort sind wir auch schon freudigst von den Bienen erwartet worden und es war echt ne Herausforderung as Mittagessen zu kochen. Ham uns beim Topfumrühren abgewechselt, damit jeder mal ne Bienenfrei Zeit hatte (d.h. auf und ab laufen und versuchen nen Fleck zu finden wo möglichst wenig Bienen sind). Wir sind dann fluchtartig weitergelaufen zu unserem letzten Camp, von wo wir morgen dann wieder vom Auto abgeholt werden. Nach 2 Stunden hieß es dann wieder Zelt aufbauen und so schnell wie möglich verstecken. Zur bienenfreien Zeit ist es normalerweise sicher nur mit T-Shirt rumzulaufen. Dummerweise gibts an diesem Zeltplatz aber klitzeklitzekleine Fliegen (prinzipiell fast unsichtbar) die sich über jedes Stück nackte Haut freuen und stechen und bis ich gemerkt hab, dass irgendwas ned stimmt wars auch schon zu spät. Beide Arme über und über voll mit Stichen (64 an nur einem Arm!!), die jucken ohne Ende (war noch nie so froh über Fenistil Gel; Danke Done!!!!!!) Um kurz nach 8 gings dann auf zur Nachtwanderung um hoffentlich Tapire zu sehen. Aber leider Fehlanzeige. Außer Ameisen und ner Spinne die sich direkt vor meiner Nase abgeseilt hat gabs nix zu sehen.
Zum letzten mal mit gesumme aufgewacht. Nur noch n paar Stunden bis wir abgeholt werden und wieder in ne Bienenfreie-Zone kommen. Und da man im Camp keine ruhe hat sind wir nochmal auf ne kleine Dschungelwanderung gegangen. Und da gabs zum Abschluss noch Affen zu sehen. Spidermonkeys (keine Ahnung wie die auf deutsch heißen??) Aber leider gibts keine Fotos, weil zu weit ober im Baum und zu schnell. Und dann war auch endlich unser Jeep da und wir ham im Eiltempo unsere Sachen eingeladen und sind zurück in die Zivilisation geflüchtet.
und noch n Käfer
Heißt sicher Papageis – sind ja auch Blüms 😉
In Zukunft brauchst ja nimma de Feiawehr ruf´n,
wenn am See moi wieda a „kloane Kornnatta“ is.
Du bist ja a richtiga „Schlangenheld“,
ham ma ja no garneed g´wusst!!!!!!!!
kon ma do ned einfach so des versiffteste t-shirt ois lockvogl (oda so) heanema fia de bienen?
Ja scho wieda a Schlange na des hilft a nix wenn de schee ausschaut wennst noch an Biss in a Stund hi bist na na na! Ja hods do koane natürlichen Hilfsmittel geben gegen diese Quälgeister z.B. mit na Pflanze einreiben oder so? Irgendwas greisligs woas de ned meng?
Werd jetzt als 2tes Standbein als Schlangenbändiger arbeiten 😀